Der älteste urkundlich erwähnte Jüttemann hieß mit Vornamen Henneke und lebte im Jahre 1411 in der Probstei (bei Kiel). Im Jahr 1451 wird Ebeling Jutteman als Neubürger in Hannover willkommen geheißen, 1486 heißt der Türmer auf der St.-Martini-Kirche in Braunschweig Ludeke Jutteman. Im Jahre 1584 wird im Erbregister des Amtes Neustadt am Rübenberge (bei Hannover) Claus Jüttemann erwähnt. Sein Sohn heißt Dietrich Jüttemann. Beide haben einen Hof im niedersächsischen Esperke. Unklar ist, wie die Zusammenhänge zwischen Badbergen, Esperke und Bischofferode zu deuten sind, so z.B. ob die Jüttemänner vor Tillys Truppen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges in den Südharz flüchteten und warum sie dann den Bischofferöder Gutshof bewohnten. In den Wirren des 30-jährigen Krieges sind viele Kirchenbuchaufzeichnungen aus der Zeit vor 1618 vernichtet worden, sodass man den verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen Ebeling und den Gebrüdern Jakob und Andreas Jüttemann (gestorben 1612) – die beiden sind die ältesten Personen in unserem Stammbaum – nicht mehr erkennen kann. Jakob Jüttemann war Gutsherr auf dem Hof in Bischofferode.
Ursprung des Namens: Das Jahr 1400 in der Probstei
Der Familienname Jüttemann ist um das Jahr 1400 in der Probstei entstanden. Der Landstrich Probstei liegt an der Kieler Förde, zwischen Kiel, Laboe und dem Schönberger Strand. In der Probstei entstanden Familiennamen nachweislich zwischen 1370 und 1430. In verschiedenen Registern wurden die Einwohner der Probstei erfasst. Im Register von 1411, das von Hinrik Krevet angelegt wurde, sind 87 Männer verzeichnet, darunter erstmals zwei mit Namen Jutteman. Zu dieser Zeit werden alle Namen noch klein geschrieben:
1411 clawes jutteman und henneke jutteman
1420 olde claus jutteman (damals hatten schon 88% der Einwohner einen Familiennamen)
1440 sind noch zwei Personen mit Namen Jutteman verzeichnet.
Welliger Landschaft am Ostseestrand: Die Probstei bei Kiel, 2013
Ebeling Juttemann, 1451 Hannover
Im Jahre 1451 ist Ebeling Jutteman als Neubürger in Hannover registriert worden. Es ist davon auszugehen, das Ebeling um 1450 aus der Probstei auswanderte und in Niedersachsen ansässig wurde. Aber auch die Herkunft aus der Region Neustadt am Rübenberge / Nienburg bei Hannover ist wahrscheinlich, dort sind Jüttemänner in den Urkunden des Neustädter Landes schon recht früh erwähnt:
Nr. 23: Hinricus Jutemann als consul civitatis (Ratsherr in Nienburg): ca. 1202 – 1235
Nr. 127: Heinricus Jutenman als burgenses (Burgmann in Nienburg): 1275
Ludeke Juttemann, 1486 Braunschweig
„Prinzipiell waren in den meisten Städten die Türmer auf den Pfarrkirchen anzutreffen, da diese in der Regel die höchsten Türme der Stadt hatten und von hier aus sowohl der Bereich innerhalb der Mauern als auch das freie Feld vor den Toren weit überschaut werden konnte. (…) Von Anfang an erfüllten Wächter auf den Türmen und Toren nicht nur eine wichtige und nützliche Aufgabe für die Sicherheit der Städte, sondern sie wirkten darüber hinaus mit ihren Blasinstrumenten, besonders wenn sie Fremde ‚anbliesen‘ und meldeten, auch noch repräsentativ (…) Wenn auch die Turmleute im 14. und 15. Jahrhundert grundsätzlich von der Nachtwache befreit waren, so schloß dies nicht aus, daß zu besonderen Anlässen (…) auch nachts die Türme bestiegen werden mußten. ‚i ß Ludeken Juttemanne vor ii nacht vp dem torne towakende‘. Normalerweise hatte der Turmmann keine Gehilfen, da er die Tagwache allein versorgen konnte. (…) Sein Lohn war deshalb so bemessen, daß er sein Auskommen damit haben konnte: Die Turmleute (…) bekamen jeder 6 Pfund und 16 Pfennige jährlich für ihre Dienste. Dazu gab es warme Kleidung, außerdem Licht, Kohle und Holz auf die Türmerstube besonders für die kalten und beschwerlichen Winter (…). Welch hohe Wertschätzung der Türmer genoß, kommt darin zum Ausdruck, daß er oft am Ende des Jahres vom Rat eine Geldzulage empfing, (…)“
Bildergalerie vom Besuch der St.-Martini-Kirche (im November 2011). Eine Turmbesteigung ist regulär nicht möglich, es soll gelegentlich aber Führungen geben.
Johann Jütt(e)mann, 1501 Quakenbrück
Weiteren Nachforschungen zufolge gab es in der Gegend um Quakenbrück (bei Osnabrück) mehrere Personen mit Familiennamen Jüttmann. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich bei der Familie Jüttmann in Badbergen und Umgebung nicht um Personen handelt, die unserer Familie Jüttemann zuzuordnen sind. In alten Aufzeichnungen ist viel von der Familie Jütting die Rede, die lange Zeit in Badbergen den Pfarrerposten inne hatte. Die Ehefrauen der Familie Jütting wurden „Jüttmanns“ genannt. Namensforscher gehen davon aus, dass sich nach damals üblicher Weise die Familiennamen mit der Endung -ing langsam zu einer Endung -mann gewandelt haben. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der Badberger Familie „Jüttmann“ um einen Zweig der Jüttings handeln. Noch heute hat die Familie Jütting ihr Zentrum in Leer (Emsland), also in der Nähe von Badbergen. Wer mehr über die Familie Jüttemann erfahren möchte wird hier fündig: Familie Jüttmann zu Badbergen
Mehr über Johannes Jütt(e)man erfahren Sie hier: Kanoniker Johann Jütt(e)mann
Cord Jutteman, 1581 Hildesheim
Cord Jüttemann lebte nachweislich um 1581 in Hildesheim. Er hatte wohl einen Bruder, namens Klaus, der wiederum (mindestens) zwei Kinder zeugte:
- Juttemanns Claues Jasper, getauft am 6. April 1606 in der St. Lamberti-Kirche
- Jütteman Clauß Sohn Philip, getauft am 25. Januar 1604 ebenfalls zu St. Lamberti
Desweiteren findet sich ein Heinrich Jüttemann in Elze (bei Hildesheim, verh. mit einer Frau von der Brelie), vermutlich Sohn eines 1640 verstorbenen Carsten Jüttemanns. Heinrich hatte eine Tochter namens Anna (geb. 1653), die später einen Carsten Stille heiratete. Im Pestbuch des Ortes sind keine Jüttemänner verzeichnet, allerdings tauchen sie später nicht mehr auf; vermutlich sind sie nach Bischofferode gezogen.
Ob dieser Klaus oder Cord Jüttemann z.B. ein Sohn des Gutherren aus Esperke ist , wissen wir nicht. Interessant ist aber, dass von 1411 bis 1640 der Vorname Klaus in unserer Familie dominierte, bis er in Bischofferode nach dem Dreißigjährigen Krieg vollkommen verschwand.
Foto: St. Lamberti-Kirche zu Hildesheim (Foto: Hildesia, 2007 – gemeinfrei)
Jüttemanns Hof in Esperke (1584 – 1640)
Das „Erbregister des Amtes Neustadt“ weist 1584 folgende drei Einträge zur Familie Jüttemann auf:
Ortschaft Esperke (bei Google Maps anzeigen)
„Ditterich Jütteman ist alt 44 Jahr, hat einen Hof von 36 Morgen Landes, der Wehdem zu Stockheimb [heute Niedernstöcken] zugehörig, zinset dem Pastor daselbst Roggen 4Ht, Gersten 4Ht, Habern 1Malter, noch hat er 2 1/2 Morgen Rottlandt, gibt davon dem Haus Neustadt 5 Groschen, mehr von einem Seusel 3 Groschen und 6 Pfennige, item Wiesen Zins dahin 7 Groschen. Dienet und burgkfestet wie die vorringen Meyer. Sein Gewehr ist ein Langkrohr und Degen.“
Im Jahre 1584: Erben wären Lüdeke Buchholtz / Veddler
„Lüdeke Vedeler ist alt 50 Jahr, hat bey seinem Hofe 36 Morgen Landes, der Kirche zu Botmar [heute Bothmer] zustendig, zinset deroselben 2 Malter Roggen, 2 Malter Gersten. Noch hat er 3 Morgen Rottlandes, zinset ans Haus Neustadt 6 Groschen. Dienet ans Haus Neustadt und burgkfestet. Sein Gewehr ist ein Langkrohr und Degen“.
Im Jahre 1584: Erben wären Claus Jüttemann und wüeste Ulrich Jüttemann. Aufgrund dieser Angaben bin ich im Februar 2008 nach Esperke gefahren und traf dort auf eine Familie, die als zweite Familie – nach der Flucht der Jüttemänner aus Esperke um 1640 – den Jüttemannschen Hof übernahmen. Der Familienname ist bis heute im Gedächtnis der Esperker vorhanden und trägt immer noch den Namen „Jüttmanns Hof“. Die derzeitige Besitzerin wird auch mal scherzhaft „Mutter Jüttmann“ von den älteren Dorfbewohnern genannt. Dieser Angabe folgend habe ich die Ortschronik von Esperke „Ein Dorf an der Leine“ (Mandel, 1974) durchgelesen und fand dabei viele interessante Hinweise auf unseren Familiennamen:
„Als Geheimmittel wurde bei den verschiedenartigsten Krankheiten bis in die jüngste Zeit hinein ein Pulver angewandt, das als „Jütmanns Pulver“ guten Absatz hatte. Einst sind regelmäßig Handwagen voll kleiner Päckchen davon zum Bahnhof Hope gezogen und dort verschickt worden. Ein französischer Arzt, der bei den Vorfahren der Familie Gleue einquatiert war, soll als Dank für gute Kost und Logis ein Rezept für das Pulver hinterlassen haben. Es findet vor allem als fieberlinderndes Mittel bei Mensch und Vieh Verwendung. Wie in der ‚Volkskunde des Kreises‘ steht, stellt man das Pulver, ein Calciumpräparat, aus zeriebenen Schalen ausgebrüteter Eier her.“ (S. 43)
Es muß eine Schlachte bei Esperke gegeben haben. Hatte man nicht im Haus von Heinrich Gleue [ehemaliger Jüttemannscher Hof] bei Ausschachtungs arbeiten für einen Keller zahlreiche Schädel und viele Menschenknochen gefunden? Und dann war ja allgemein bekannt, daß Gleues Vorfahren ein Pulver an Kranke aus nah und fern lieferten, mit dem Fieber behoben werdenKonnte und auch andere Krankheiten gehilt wurden. Dies Rezept hinterließ ein fremder Arzt , der eben während jener Tage als es zur Schlacht kam, bei Gleues im Quartier lag. Das Geheimrezpt gab er als Dank für gute Unterkunft und Verpfelgung (S.105)“.
Der Hof von Heinrich Gleue, Neustädter Straße 47 in Esperke war in den Jahren 1584 – 1642 in Besitz der Familie Jüttemann. Im Jahre 1613 ging der Hof von Vater Klaus Jüttemann senior auf den junior über. Noch bis in die heutige Zeit behielt der Hof den Beinamen „Jüttmann„. Das ehemalige Jüttemannsche Backhaus ist sogar in einem alten Esperker Dorf-Gedicht erwähnt worden:
„Burmester up’n Enne,
Rumps beter henne
Jüttmanns backt dat Hawerbrot
Dor fritt sik Timpen-Dirk inne dot…“
(Esperker Nachbarschaftsneckreim, S.45)
„Die größeren Vollmeierhöfe hatten besondere Backhäuser. Sonst wurden die Backöfen an Gebäude angebaut.“ (S.68)
Alle Seiten- und Literaturangaben beziehen sich auf: Mandel, Arnim (1974): Ein Dorf an der Leine. Esperke/Warmeloh. Hrsg. Stadt Neustadt am Rübenberge.
Jüttmanns Hof, Esperke
Abbildung Mitte: Tür zum Jüttemannschen Backhaus auf dem Hof Esperke Neustädter Straße 4 (S.68).
Ortschaft Helstorf
„Henning Drosemer ist alt 56 Jahr, hat bey seinem Hofe 15 Morgen Landes, zinset dem Stift Mariensehe [heute Kloster Mariensee] 3 Gulden, 2 Groschen und 9 Pfennig. Dienet ans Haus Neustadt und thut Burgkfest. Das Gewehr ist ein Langkrohr und Degen.“
Erben wäre Johann Wiebe, Curdt Bartling, Curdt Jütteman, Hans Gramann. Henning Drosemer war dienstpflichtiger Meyer. In der Familienchronik Grawer findet sich außerdem noch um 1667 die als Witwe erwähnte Frau Margretha Jüttemann, verheiratet mit Christoff Grawer, 1615-1667 in Helstorf.Wer noch weitere Quellen zur Familie Jüttemann in Neustadt am Rübenberge einsehen möchte, kann das > hier tun. Die letzte erwähnte Person mit Familiennamen Jüttemann in dem Gebiet um Esperke/Helstorf ist: Catharina Jüttemann (1625-1701): Im Niederstöckener Kirchenbuch ist folgender Eintrag zu finden: „Am 6. März 1701 ist gestorben eine alte Frau zu Esperke, Catharina Jütmanns, starb im Alter von 86 Jahren“. Sie war vermutlich die jüngere Schwester von Margretha.
Pfarrer Johannes Jüttemann (1637 – 1676), Lübs und Gehrden
In den Bibliotheken der Universität Halle und Wittenberg finden sich diverse Schriften zu Johannes Jüttemann. Er wurde am „Fest der heiligen Dreifaltigkeit“ (der Sonnabend nach Pfingsten) des Jahres 1637 um 7 Uhr in Stendal geboren. Wenige Tage später, am 11. Juni 1637 wurde er in der Kirche St. Marien am Rathaus zu Stendal evangelisch (!) getauft. Sein Vater war Andreas Jüttemann, eine Stendaler Bürger und „Büchsenschäffter“, seine Mutter hieß Helena, geb. Meyer. Der Großvater väterlicherseits hieß Ulrich Jüttemann und war ebenfalls Büchsenschäffter, ursprünglich aus Berlin, seine Großmutter hieß Anna Neumann. Die Großeltern mütterlicherseits hießen Joachim Meyer (Rademacher aus Schönebeck/Altmark) und Dorothea geb. Neulingen. Hier geht es zum Stammbaum der Stendaler Jüttemänner
Die Eltern von Johannes mussten aufgrund von „Kriegscontributionslast“ im Dreißigjährigen Krieg ihr Haus verlassen und kamen in einem Stendaler Schulhaus unter. Johannes studierte später Theologie und promovierte in Lutherstadt Wittenberg 1660 unter Professor Nottnageln. Am 11. Mai 1665 erhielt er eine Anstellung als Pfarrer vom Fürsten zu Zerbst. Er begann seinen Dienst als Dorfpfarrer in Großen Lüpß (heute Lübs) und Gehrden (beide Orte liegen an der heutigen Bahnstrecke wischen Dessau und Magdeburg). 1665 heiratete er Agnesen Remscheid (Vater: Johann Remscheid) im Dom zu Magdeburg. Am 9. Dezember 1666 kam seine Tochter zur Welt, sie wurde in der Adligen Schlosskirche Leitzkau getauft, die heute noch besichtigt werden kann. Insgesamt hatten Johannes und Agnesen fünf Kinder (drei überlebten die ersten Lebensjahre), ein Sohn und zwei Töchter. Johannes war „von Kind auf schwacher Natur gewesen“, heißt es in seinem Nachruf. Im Jahre 1669, als zwei seiner Söhne starben, ist er ebenfalls schwer erkrankt. Im Alter von 38 Jahren, 10 Monaten und 10 Tagen ist er am 23.3.1676 (Ostermontag) um 2 Uhr früh gestorben und wurde am 4.4.1676 auf dem Friedhof der Kirche zu Gehrden (die heute nicht mehr existiert) beigesetzt.
Karte openstreetmap
Kirche St. Marien, Stendal. Taufort von Johannes Jüttemann, 1637 (links), Grabmal an der Dorfkirche zu Gehrden (rechts)
Die Pfarrkirchen von Johannes Jüttemann zu Gehrden (links) und Lübs (rechts), Dezember 2013
Das Schloss Leitzkau, in der die Tochter Johannes‘ getauft wurde, und Dorfkern zu Gehrden (rechts), Dezember 2013
Nach dem Dreißigjährigen Krieg: Familie Jüttemann zu Bischofferode
In den Wirren des 30-jährigen Krieges sind auch in Bischofferode viele Kirchenbuchaufzeichnungen aus der Zeit vor 1618 vernichtet worden, sodass man den verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen den Familien in Esperke und den Gebrüdern Jakob und Andreas Jüttemann – die beiden sind die ältesten Personen in unserem Ahnenkalender (Andreas ist im Jahre 1612 geboren) – nicht mehr erkennen kann. Jakob Jüttemann ist Besitzer des auf alten Jüttemannschen Gutshofs in Großen-Bischofferode. Sein jüngerer Bruder Andreas baut 1668 die alte Kammmühle, welche im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden ist, wieder auf. Ebenfalls desöfteren urkundlich erwähnt wird der Magister und Pastor Johann Jüttemann. Er wohnte in der Umgebung von Anhalt-Zerbst und hat ebenda in Zerbst (bei Dessau) 1665 und in Grimma (bei Leipzig) 1664 zwei Todengedichte verfasst [1]. Außerdem ist in den Stammbäumen der adligen Familie „aus dem Winckel“ [2] belegt, dass Johann, mittlerweile Pastor, am 23. März 1676 verschied. Im 17. Jahrhundert erfolgt die erste große Teilung der Jüttemannschen Ahnenlinien. Die Linie der Gutsherren (Nachfahren von Jakob) und die Linie der Kammmüller (Nachfahren von Andreas) bilden sich heraus. Der älteste Sohn von Jakob, Conrad, übernimmt den Gutshof. Hier wachsen er seine sechs Kinder groß. Weil der ältste Spross Conrads früh stirbt tritt sein jüngerer Bruder Johannes Heinrich das Erbe an. In der Linie von Andreas übernimmt traditionsgemäß der älteste Sohn – Johannes – die Mühle. Sein jüngerer Bruder Andreas muss sich daher einen anderen Beruf suchen. Er wird Leineweber und eröffnet eine der ersten Webereien in Bischofferode. Der Gutsherr Johannes Heinrich heiratet Dorothea Gasman, der Leineweber Johannes Friederich ehelicht Regina Hillman und der Müller Heinrich nimmt Anna Elisabeth Richardt zur Frau. Dies geschah um 1740.
Blick auf Bischofferode vom Hühnerberg aus gesehen
Die alte Jüttemann’sche Schmiede in Bischofferode / Felder um Bischofferode, Blick auf den Brocken
Bischofferode / Blick vom Ohmgebirge auf Holungen und den Bischofferöder Kaliberg
Kirche Bischofferode / Wegkreuz an der Oberreihe in Bischofferode
Das ehem. Haus von Ignaz Jüttemann (l.) und seinem Sohn Paul (r.), Oberreihe / Der „Ayers Rock“ des Eichsfelds
Familie Jüttemann in Plettenberg (Westfalen)
Wieder durch einen Zufallsfund im Internet stieß ich auf die Internetseite des Plettenberger Häuserbuches. Dort ist nicht nur ein „Jüttemanns Hof“ im Ortsteil Eiringhausen verzeichnet, sondern auch eine Gertraud Jüttemann, die 1791 heiratete. Außerdem sind folgende Jüttemänner in Plettenberg zu finden:
- Franz Jüttemann, Knecht beim Pastor in Ohle, Herkunftsort: Eiringhausen
*1833/34 +28.06.1758 Ohle Pocken (Unklar sind die offensichtlich falschen Daten) - Peter Wilhelm Jüttemann (* 5. Oktober 1777 in Plettenberg)
Eltern: Johann Christoffel Jüttemann verh. mit Gertraud Tusch - Johann Heinrich Jütemann (*1762 in Eiringhausen)
Besonders spannend finde ich, dass es in Plettenberg heute noch eine „Jüttenstraße“ gibt. Dieser Straßenname findet sich sonst nirgends in Deutschland. An der Jüttenstraße lag eine Jüttenschule. Vermutlich liegt die Straße auf dem Gebiet der ehemaligen Jüttemannschen Hofstelle in Eiringhausen.
Was bedeutet der Familienname Jüttemann?
Variante 1. Zusammenhang mit dem Bach „Jütze“ bzw. dem Nachbarort „Jützenbach“
Variante 2: Ableitung vom Vornamen Judith (Koseformen Jutta und Jütte)
Jütte ist eine Koseform des Frauennamens Jutta, der wiederum vom Namen der biblischen Judith abgeleitet ist. Dieses bedeutet auf Hebräisch: Frau aus Jehud (heute Yehud bei Tel-Aviv) bzw. Jüdin. Kunigunde.ch schreibt hierzu: „Die Bedeutung ‚Frau aus Jehud‘ bezieht sich auf die Stadt Jehud in Isrel. Der Name könnte auch ‚Angehörige des Stammes Juda‘ und damit ‚Jüdin‘ bedeutet haben. In der Bibel ist Judith eine der Frauen von Esau. Unter den apokryphen Schriften gibt es zudem ein Buch ‚Judith‘.“
> Geschichte der biblischen Judith.
Die Sage über die Herkunft des Namens der brandenburgische Stadt Jüterbog lautet: „Als die Stadt Jüterbog gebaut worden war, wußte man nicht, welchen Namen man ihr geben sollte und beschloß daher, vors Tor zu gehen und zu warten, bis jemand käme; nach dem wolle man dann die Stadt nennen. So geschah’s auch, und es währte nicht lange, so kam eine Krügersfrau, Jutte mit Namen, die führte einen weißen Bock mit sich; da hat man denn nach ihr und ihrem Begleiter die Stadt Jüterbog genannt, und hat ihr deshalb einen weißen Bock zum Wappen gegeben“ (Quelle: Spiegel Online).
Außerdem ist festzuhalten:
„Im dänischen Sprachgebrauch ist der Name Jytte (im jütländischen Dialekt „Jütte“) sehr geläufig. Er ist eine Kurzform von Judith (wie im Deutschen „Jutta“ eine Kurzforum für Judith ist)“, so Wilfried Seibicke in seinem Buch Vornamen, heraugegeben 1991 von der Gesellschaft für Deutsche Sprache. Das Kinder nach Frauennamen benannt worden, deren Verbreitung aber nicht sehr groß ist, zeigt folgendes Zitat: „Wenn der Zuname nur ein unterscheidender zusatz zum Taufnamen sein sollte, so konnte man dazu natürlich auch den Namen der Mutter oder der Frau benutzen, und auf solche Fälle gehen die sogenannten Metronymika zurück, d.h. die als Familiennamen gebrauchten Frauennamen. Im Altgermanischen (…) fehlen solche Bezeichnungen durchaus, in den Sammlungen mittelalterlicher Namen sind sie dagegen gar nicht selten (…). Als Familiennamen scheinen sie sich aber doch meist nicht durchgesetzt zu haben, heute ist ihre Anzahl nicht gerade groß.“
Aber!: „German form of JUDITH. It could also derive from the Germanic name Eutha meaning „mankind, child, descendent“.“ sagt Behindthename.com außerdem: „JYTTE, Gender: Feminine, Usage: Danish, Danish form of JUDITH“
Vom alttestamentarischen Namen Judith gab es zwei Ableitungstypen:
1. Genetive mit Bindegliedern: „filius domine Jutten“ oder „filius Jutten“, „filius Juttonis“
2. Bindegliedlose Genetive: „Jutten“
Bis 1180 gab es 22 mal den Namen Juditha (als Erwähnung in Urkunden)
1181-1306: 25 mal Juditha, 105 mal Jutta oder Gutta (eingedeutschte Formen)
1307-1357: 1 mal Juditha, 126 mal Jutta und Jütta, 98 mal Jutte, Jütte, 5 mal Juttek
Ab 1358: 7 mal Jutta, 74 mal Jutte, Jütte, 7x Juttek
Rosa Kohlmann (2005) – Duden Familiennamen:
„Jütte: aus dem Mittelalter häufigen weiblichen Rufnamen Jutta entstandener Familienname. Bei dieser Rufnamenform trat bereits frühzeitig eine Vermischung zwischen dem alten deutschen Rufnamen Judi(n)ta und dem aus der Bibel übernommenen Rufnamen Judith ein.
Jüttemann: aus dem Rufnamen Jutta (Jütte) hervorgegangener Familienname; Ehemann (Sohn) einer Frau namens Jutta.“
Dictionary of American Family Names, Oxford University Press (USA, 2005) zum Namen:
Jundth = German (Upper Rhine and Switzerland): metronymic from a derivative of the female personal names Junta (from Judinta) or Judith.
Juette = German (Jütte), from a derivative of the female personal name Juditha, a variant of the Biblical name Judith.
Max Gottschald (1954) – Deutsche Namenkunde:
JUT, wohl zu den Volksnamen der Jüten und Juthungen (…), z.T. metronymisch von Jutta, Judida, Judintha.
Jütersonke, zonke: slawisch jutrzenka „Morgenstern“.
Jüttner, s. Joppe[nmacher]
Tutt-, Tütt- s. Diet (Theuda) und Dudo. Tüttschulte.
Wolfgang Fleischer (1964) – Die deutschen Personennamen:
„Der Umlaut eines nichtpalatalen Tonsilbenvokals durch i, j in der folgenden Nebensilbe ist bis ins 14. Jahrhundert hinein produktiv gewesen. Davon zeugen auch die fremden Rufnamen. Lateinisch Martinus ergibt im Deutschen Merten – mit Umlaut a zu e. Entsprechend haben wir Jörg, Jürgen aus Georgius (…) mit j- für g-, da g- vielfach als Reibelaut gesprochen wurde (vgl. die bekannte jute jebratene Jans des Berliners), Judithawurde über Jütta zu Jeut“ (S.55).
„Neuzugezogene alleinstehende Frauen wurden dann wie die Männer nach dem Herkunftsort genannt, z.B. in Braunschweig (…), 1397 Jutte van Hamelen usw“ (S.91).
„Frauenrufnamen erscheinen als Familiennamen seltener, da (…) bei der genealogischen Angabe in der Regel der Name des Vaters verwendet wurde. (…) Ein noch heute in manchen Gegenden mehrfach vorkommender Familienname dieser Art ist Jutz(e), Jütz(e), Jutzi, -y zu den häufigen Frauennamen Jutza aus Jutta, z.B. 1631 Johannes Yütz aus Freiburg i. Br., 1659 Johann Jakob Juzo aus Ulm. Der Name ist vor allem in Westdeutschland konzentriert. In Nordwestdeutschland begegnet die Form Jütte(n), in Dortmund 1926, z.B. 26mal“ (S.101).
„Die Bildungen auf -mann (Typ Wuppermann) sind im deutschen Nordwesten seit dem hohen Mittelalter neu geschaffen worden. Sie verdrängen die Formen mit Präposition, in unterschiedlichem Ausmaß aber auch alte -ing-Formen. Eine zeitliche Abfolge lassen also solche Namenreihen erkennen wie z.B. (…) Jütting – Jüttmann“ (S.178f).
Ernst Schwarz (1949) – Deutsche Namen-Forschung:
„In allen Landschaften Deutschlands gibt es Fälle, wo nicht der Name des Vaters, sondern einer Frau, in der Regel der der Mutter genannt wird. Dann spricht man von Mutternamen (Metronymika). (…) In Breslau kommt im 14.Jh. Nickil Jutten son vor, (…). Die Zahl bleibt hinter den Patronymika weit zurück“ (S.80).
Der Name „Jütte“ ist eine Eindeutschung. Die Schreibweise ist bedingt durch die im Mittelniederdeutschen übliche Umschreibung des „u“ in ein „o“ oder „e“ als Unterscheidungszeichen dem „u“ gegenüber. Der Name Judith wurde offenbar schon 1180 eingedeutscht. Ab 1306 war die deutsche Form stark vorherrschend und ab 1358 gab es fast nur noch deutsche Formen wie Jutte/Jütte und Jutteke/Jütteke. Die erste „Jutha“ ist 1181 in Goslar erwähnt. „Jutta“ ist das erste Mal 1185 in Hannover erwähnt worden. „Jutte“ das erste Mal 1243 als Uxor des Henricus de Schoderstede, Braunschweig. Danach gibt es viele Erwähnungen von Frauen namens „Jutte“, vornehmlich in Braunschweig, Hildesheim, Halberstadt, Lucklum, Dorstadt, Minden (Westf), Magdeburg, Göttingen, Goslar, Rostock, Steterburg, Stötterlingenburg und Quedlinburg. Die erste „Juotte“ ist 1349 in Hildesheim erwähnt, sie war Uxor des Conradus de Elvede. 1333 gab es eine Äbtin im Kloster Gernrode, zwischen 1338 und 1350 findet der Name „Juotte“ in Braunschweig Erwähnung. „Juette“ gibt es dann 1340 in Goslar 1343 in Braunschweig, 1354 in Ebstorf, 1368 in Rostock und 1398 in Broschuren (Quelle: Thielecke, Erich (1935): Die alttestamentlichen Personennamen im mittelalterlichen niederdeutschen Sprachgebiet östlich der Weser. Greifswald: Adler). Wir können als davon ausgehen, dass unsere Nachnamen nicht älter als das 14. Jahrhundert sein können, da erst zu dieser Zeit der Name „Jütte“ als Frauenvorname entstand. Da sich die Erwähnungen fast ausnahmslos auf das heutige Südniedersachen, Sachsen-Anhalt und Ostwestfalen konzentrieren, liegt ein Zusammenhang zwischen dem Vornamen Jütte und im Südharz beheimateten Nachnamen Jüttemann nahe.
Variante 3: Ableitung von dem Volk der Jüten
Der dialektspezifische Name „Jütte“ könnte nicht so sehr früh ins Eichsfeld gelangt sein, da die Christianisierung der nordgermanischen Völker spät von Statten ging. Wahrscheinlich ist, dass dies im Mittelalter geschah, da zogen nämlich viele Kaufleute, die aus Jütland kamen, durch das Eichsfeld nach Nürnberg, was damals wichtigste Handelsmetropole war. So ist es auch erwiesen, daß dem Eichsfeld seit frühesten Zeiten eine große Bedeutung als Durchgangsland für Handel und Verkehr zwischen Ost und West und Nord und Süd zukam. Es konnte surch Forschungen bestätigt werden, daß für das Mittelalter so wichtige Verkehrswege wie etwa von den Niederlanden zur Leipziger Messe oder die Verbindungsstraße norddeutscher Hansestädte mit der außerordentlich wichtigen Handelsstadt Nürnberg, durch das Eichsfeld führten (Rudolf Linge,Peter Schmit: Kirche und Glauben im Eichsfeld). Außerdem ist es bekannt, dass von Jütland über das Eichsfeld und über die Leipziger Messe bis nach Nürnberg die „Jütenstraße“ verlief, ein wichtiger Handelsweg, an dem heute noch viele Orte mit Namen „Jüt / Gös“ liegen.
Solche Siedlungen (und evtl. auch Familiennamen) können aber auf die Völkerwanderungszeit zurückgehen, wo Jüten über das Eichsfeld und die Rhön nach Schwaben (vgl. Juthungen) zogen. Noch heute zeugen Ortsnamen wie Göttingen, Jestädt, Utendorf, Juechsen, Oechsen, etc. davon. Die Forschung ist sich klar darüber, daß die EUDUSEN und HARUDEN, (…) letztlich aus Jütland stammen (…). Im Harz gibt es im 9.Jahrhundert einen pagus Harudorum (…), so daß es möglich ist, daß es sich hier um Haruden handelt, die an der Gründung des thüringischen Reiches um 300 n. Chr. beteiligt waren.“ (Ernst Schwarz, Germanische Stammeskunde, 1956) Dies könnte bedeuten, dass Jütte(mann) direkt von Jüte abgeleitet worden sei. Viele Forscher sind davon überzeugt, und es ist nicht abwegig, und wird ein einigen Familien als Legende weitererzählt, dass wir direkte Nachfahren der Jüten sind.
Unter den heutigen Familiennamen bilden die von der Wohnstätte oder der Herkunft abgeleiteten eine der größten Gruppen, (…).Nach ihrer Entstehung sind sie eigentlich streng zu [trennen], denn den Wohnstättennamen erhielt man in der Heimat, den Herkunftsnamen in der Fremde. Zog ein Germane aus seinem Stamme aus, um in der Ferne Kriegsdienste zu suchen oder weil er verbannt war, so konnte er zum Unterschiede von anderen des gleichen Namens auch mit seinem Stammesnamen bezeichnet werden. Die Zugehörigkeit zu einem Orte [kann] auch durch „-mann“ ausgedrückt werden. Beispiele: Tichman, Wiseman, Bruckmann, Puschmann, Weiermann, Rütimann „
Solche Bildungen finden sich auch sonst in Norddeutschland, selbst in der Leipziger Gegend. Stammesnamen wurden schon in altdeutscher Zeit zur Bezeichnung der Herkunft verwandt, sie erscheinen auch in erweiterten Formen wie Frenkerl, Heßlein, Bayerling; sinnlos ist es aber, in Familiennamen nach altgermanischen Stammesnamen) zu suchen, die im Mittelalter längst verschollen waren. [ Dies erklärt warum „Jütte“ als Bezeichnung für die Ureinwohner Jütlands genommen wurde. Dieser Begriff kam erst im Mittelalter auf. Vorher nahm man als Bezeichnung die altgermanischen Stammesnamen „Eudosen“ und „Haruden“]. Die Ländernamen treten natürlich erst im Mittelhochdeutschen auf, zuerst mit Präposition, dann ohne diese oder mit Ableitung. [Beispiel:] Sachs bezeichnet einen Mann aus dem ehemaligen aus dem alten Herzogtum Sachsen. Dänische und Schwedische Ortsnamen finden sich aber infolge jüngerer Einwanderung nicht selten. (Max Gottschald, Deutsche Namenkunde)
Ernst Förstermann (1900) – Altdeutsches Namenbuch:
„JUD. Wohl zu den Jüten und Juthungen, wie auch Zeuss S. 146 meint. Berührung und vielleicht Identität mit >Eutha ist anzunehmen. (…) Nhd. Jüde, Jütte. O.n. Judenowa, Judenbruch, Judendorf; Judaheim?“ (S.981f).
„Eutha. Ich denke an altn. jôdh kind, das auch in den n. Jodis, Joreidhr, Jofridhr, Jorunn, Jostein zu liegen scheint. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem v.n. der Eudoses, mit den Euthiones = Vithones, ja sogar mit dem Stamme JUD und so mit den Juthungen und Jüten“ (S.490).
Durchaus wahrscheinlich für Jütte (Zentrum Niedersachsen), Jüttemann (Zentrum Nordthüringen) Jüttemeier (Zentrum Aachen), Jütting (Zentrum Hannover) und Tüttemann (Zentrum Dortmund), aber auch (über Holland kommend) für Jütter, Jütten, Jüttermann
Familie Jüttemann in Bischofferode und der ganzen Welt (1700 – heute)
Foto: Burg Bodenstein (bei Wintzingerode, Eichsfeld) // Ruine der Kirche in der Wüstung Wildungen (zwischen Brehme und Holungen)
18. Jahrhundert
Linie der Gutsherren
Der Gutsherr Johannes Heinrich hat mit Regina Hillman zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. Die Nachfolge auf dem Gut zu Bischofferode fällt übernimmt sein Sohn Franz Wilhelm. Franz Wilhelm heiratet Elisabeth Solff. Aus dieser Ehe gehen drei Töchter und ein Sohn hervor. Franz’ Sohn Simon wird als erster Jüttemann Bürgermeister von Bischofferode und 1803 – als sein Vater stirbt – auch Gutsbesitzer. Auch Simon hat nur einen Sohn, sodass die Nachfolgefrage unproblematisch ist.
Linie der Kammmüller
Der Kammmüller Johannes Heinrich hat vier Söhne. Sein Ältester, Georg Wilhelm, benannt nach Johannes’ Bruder, ist in seinem Leben zweimal verheiratet; er will die Mühle aber nicht übernehmen. Warum der zweite Sohn von Johannes, der übrigens auch Johannes heißt, auch nicht Müller werden will oder kann, ist mir unbekannt. Der dritte Sohn Joachim stirbt im Alter von 15 Jahren, also kommt er als Müller auch nicht in Frage. So muss der jüngste Sohn Adam notgedrungen das Erbe übernehmen. Adam, der die Schwester der zweiten Frau seines ältesten Bruders heiratet, hat fünf Söhne. Es ist anzunehmen, dass die beiden ältesten Söhne, Phillip und Wilhelm, früh gestorben sind, da einer vorn ihnen sonst die Mühle des Vaters hätten übernehmen können.Der Dritte, namens Ignatz,will Bauer werden, er verwirklicht seinen Plan auf dem Gutshof seiner Frau Veronika Bicking. Seine Kinder sind Begründer des Zweigs der Ackersmänner, der um 1790 entsteht. Der Viertältseste, Heinrich, wird Schmied, und die Kinder von seiner ersten Ehefrau Katharina Helbing bilden den Zweig der Schmiede, dem auch ich angehöre. Katharina stirbt früh, Heinrich nimmt Elisabeth Beetz zur zweiten Frau , deren Nachfahren gründen im frühen 19.Jahrhundert denZweig der Zimmermänner. Der jüngste Sohn Adams, Joseph, bleibt als einziger Sohn übrig, um Müller zu werden. Da Joseph wiederum nur einen Sohn hatte, wurde Johann Müller. Er verlor aber bald die Lust am Müllern, sodass Johann 1855 die alte Kammmühle an die Familie Redemann verkaufte. Noch heute befindet sie sich im Redemannschen Besitz.
Linie der Leineweber
Der Leineweber Friederich hat vier Kinder, aber – wie es im 18. Jahrhundert bei den Jüttemännern auffällig oft vorkommt – nur einen Sohn. Auch er muss deshalb den Beruf seines Vaters ausüben, also die Weberei übernehmen. Dieser Sohn heißt Heinrich Adam. Er heiratet Wilhelmina Elisabeth Fashaur. Sie haben zwei Söhne, Josef und Heinrich. Josef, der Älteste, wird ebenfalls Leineweber, wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Josef heiratet Catharina Schmitt und aus der Ehe gehen acht Kinder hervor. Die ersten Kinder sind die Zwillinge Johannes Heinrich und Barbara Genovefa. Danach kommen Anna Maria, Heinrich, Georg, Katharina, Josepha und Margaretha. Georg stirbt im Alter von drei Jahren, so bleiben nur Johannes und Heinrich übrig. Johannes lernt bei seinem Vater die Leineweberei. Doch er hat nicht so großen Spaß daran, sodass er im Alter von 35 Jahren bei einem Maurer in die Lehre geht. Er ehelicht 1831 Maria Franziska Schmitt und begründet damit den Zweig der Maurer. Heinrich wird also Leineweber und übernimmt die Weberei seines Vaters. Er heiratet 1840 Kunigunde Franke (die Ältere). Die Ehe blieb kinderlos. Der Stammzweig der Leineweber endet also hier.
19. Jahrhundert
Linie der Gutsherren
Dorfschulze und Gutsherr Simon heiratet 1806 Regina Bralle und hat er sechs Kinder mit ihr: Luise, das Älteste, bringt später eine uneheliche Tochter zur Welt. Der erste Sohn (das 2.Kind) wird auf den Namen Heinrich (der Ältere) getauft. Er stirbt im Alter von 14 Monaten. Die Töchter Maria Anna und Anna Maria sind dritt- und viertälteste Kinder. Das letzte überlebende Kind heißt, nach seinem gestorbenen Bruder genannt, Heinrich (der Jüngere), denn sein kleiner Bruder stirbt wenige Stunden nach der Geburt. Heirich wird also „Ahnenträger“ (So bezeichnete man früher den ältesten Nachkomme) und Gutsbesitzer. Er ehelicht Anna Pfafferodt und hat neun Kinder: Das älteste, Christopf (Diese Schreibweise war im Thüringischen damals so üblich), stirbt früh. Phillipp, das zweite, erbt später das Gut. Heinrich war das dritte Kind. Er heiratet Katharina Strümper. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor. Das vierte Kind heißt Katharina, das fünfte Hermann, das sechste Josepha, das siebente Luise, das achte Apollonia. Der jüngste Sohn, Hugo, ist zwanzig Jahre jünger als sein ältester Bruder. Hugo heiratet Apolonia Strümper, vermutlich die Schwester von Katharina, und beide haben zwei Töchter, die jedoch bereits im Kindesalter sterben. Gutsnachfolger Phillipp heiratet Elisabeth Heinevetter. Die Nachkommenschaft ist in tragischer Weise von damals grassierenden Seuchen betroffen. 3 Kinder sterben gleich nach der Geburt und 2 Kinder leben nur wenige Monate. Ida und Richard überleben. An dieser Familie kann man das Ausmaß der Epidemien, die um 1870 das Eichsfeld heimsuchten, deutlich erkennen. Um die Kinder von Phillipps Bruder Hermann ist es besser bestellt. Sie haben das Glück nach den Seuchenwellen auf die Welt zu kommen. Joseph ist Ältester, trotzdem wandert er 1899 aus. Das älteste Mädchen heißt Cäcilia. Hermann, der Zweitälteste, folgt seinem Bruder kleinen Bruder Heinrich (wahrscheinlich ins Ruhrgebiet). Sie arbeiten dort als Maurer oder Zimmermänner. Heinrich kommt später wieder ins Eichsfeld zurück, und heiratet hier. Er hat drei Kinder: Hermann (benannt nach dem Bruder ) Lucie, die später Herrn Strecker heiratet und nach Bingen zieht, und Lisbeth. Der jüngste Sohn heißt Bernard. Er ist in Bischofferode als Tischler beschäftigt. Zwei seiner vier Söhne, Hermann und Heinrich, fallen im Zweiten Weltkrieg, Heinrich kommt in Bosnien zu Tode. Sein zweiter Sohn, Paul, ist mit Hedwig verheiratet, beide flüchten im Juni 1961 von Bischofferode nach Rheine/Westfalen. Bernard bleibt im Osten und wird als Spediteur selbständig – was ja in der DDR äußerst selten war. Weitere Kinder des Ehepaars Hermann und Anna Becke sind Cäcilia, Josepha und die Zwillinge Maria und Mathilde. Sie sterben innerhalb des ersten Lebensjahres (um 1890 kamen die Pocken aus Frankreich ins Eichsfeld).
Linie der Kammmüller
Müller Joseph heiratet Josepha Streicher und hat fünf Kinder mit ihr, einen Sohn und vier Töchter. Sohn Johann wird Nachfolger in der Mühle, den weiteren Weg von Anna Maria, Maria Anna, Katharina Josepha und Josepha Elisabeth kennen wir leider nicht. Johann ist der letzte Müller; es gibt keine Nachfahren mehr. Da Josepha früh stirbt, heiratet Joseph die Witwe Katharina Böning geb. Reuter. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Hiermit endet die Müllerstradition unserer Familie.
Die Ahnenreihe der Kammmüller führt sich im „Zweig der Ackersmänner“, also Landwirten, fort. Zur Erinnerung: Die Linie teilt sich im 18.Jahrhundert in vier Zweige auf.
Der Ackersmann Ignatz hat mit der Bauerstochter Veronika Bicking sieben Kinder: Jakob (mit Elisabeth Becke verheiratet), Elisabeth, Anna Margarethe (sie heiratet Ignaz aus dem Zweig der Schmiede), Joseph, Franz Ignatius (der Anna Maria Kielholz [die Ältere] heiratet), Laurentius (der 1827 auswandert) und der jüngste Spross heißt Heinrich (Er stibt im Alter von zwei Jahre). Jakob hat sechs Kinder: Ignaz, Christopf, Heinrich, Joseph, Elisabeth und Josefa. Ignaz geht nach Westfalen zum Arbeiten. Die anderen lernen als Ackerknechte oder Mägde. Christoph heiratet 1860 Anna Volkmann, Heinrich heiratet Josepha Wiedemann und Josef heiratet Elisabeth Klapprott. Christoph hat vier Töchter und zwei Söhne: Klemens (er wird Bauer wie Vater, Großvater und Urgroßvater) und Adam August. Heinrich hat fünf Kinder. Alle sterben als Kleinkinder. Sie haben das Pech, in die Zeit der Krankheitswellen hineingeboren worden zu sein. Josef geht später ins Ruhrgebiet. Sein gleichnamiger Onkel ehelicht 1833 Katharina Steiber. Mit ihr hat er drei Kinder: Adam, Anna und Ignaz. Adam heiratet Wilhelmine Suchardt und geht als Schafmeister in das Nachbardorf Haynrode. Sein Sohn Heinrich ist der erste evangelische Jüttemann. Er arbeitet als Bergmann und heiratet Pauline Ihrmann. 1907 kommt der Sohn Erich zur Welt. Zehn Jahre später verunglückt Heinrich unter Tage. Adams gleichnamiger Cousin (Sohn von Franz Ignatius) hat mit Ernstine Suchardt einen Sohn namens Karl Christopf. Die Geschichte der weiteren Enkel von Ackermann Ignaz ist nicht bekannt.
Zweig der Schmiede
Der Schmied Heinrich und dessen Ehefrau Katharina Helbing haben zwei Söhne: Ignaz und Caspar. Ignaz heiratet seine Cousine Anna Margaretha, mit der er acht Kinder zeugt. Der jüngere Sohn Caspar ehelicht Aloysia Billigmann. Beide verlassen Bischofferode.Ignaz’ Ältester Franz-Josef nimmt Maria Katharina Wand zur Frau. Hugo Franz Carl heißt Sohn Nummer Zwei, der kinderlos bleibt. Der Drittälteste Sohn Ignaz heiratet Cathatarina Nürnberg. Aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor, einige fallen den großen Epidemien zum Opfer. Sohn Christopf überlebt und heiratet Maria Cunigunde Wiedenbruch. Wahrscheinlich ist, dass auch er ausgewandert ist, um Arbeit zu finden. Die weiteren Kinder des Ehepaars Ignaz und Margaretha sterben im Kindes- oder Jugendalter.
Zweig der Zimmermänner
Der Ahnenzweig der Zimmermänner beginnt mit Franz Ignaz und Ehefrau Catharina Weinrich. Bruder Heinrich bleibt Junggeselle. Er stirbt im Alter von 26 Jahren. Seine Nichten und Neffen heißen: Elisabeth, Franz-Josef, Heinrich-Bonifaz, Franz Ignaz, Josepha, Hugo Joseph, Carl. Der Älteste bleibt als einziger in Bischofferode, alle anderen Brüder nutzen ihre Chance als Zimmermann im Ruhrgebiet ihre Existenz zu sichern. Franz-Josef heiratet Maria Theresia Hausmann. Ihre Söhne überleben die Epidemien der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts (vgl. 1.3) nicht. Somit stirbt der ganze Ahnenzweig aus.
Linie der Leineweber
Zur Erinnerung: Die Linie teilte sich in zwei Zweige. Der Stammzweig der Leineweber wurde nicht fortgesetzt, da es keine Nachfahren mehr gibt. Somit geht die Ahnenreihe auf die jüngeren Geschwister über, die den Maurer-Beruf erlernen: Das Ehepaar Johannes Heinrich und Maria Franziska Schmitt hat zwei Söhne: Heinrich und Christopf. Beide Söhne werden Maurer. Heinrich heiratet Kunigunde Franke die Jüngere, welche schnippischer Natur gewesen sein soll. Sie haben vier Kinder: Franz, Josef, Hermann-Ignaz und Karl. Franz heiratet in Bischofferode Kunigunde Wiehe und zieht 1893 ins Ruhrgebiet. Karl wird Offizier. Seine Nachfahren zogen nach Bremen. Dort leben heute noch die Urenkel Karls. Josef heiratet Bertha Löffler. Sie bringt ihre älteste Tochter Kunigunde 1895 noch in Bischofferode zur Welt. Ein Jahr später folgen die drei dem Bruder Franz ins Ruhrgebiet. Dort haben sie sieben weitere Kinder: Anna, Hermann, Josef, Klara, Franz, Otto und Karl. Hermann-Ignaz heiratet Anna Maria Kielholz [die Jüngere]. Sie ziehen 1896 nach Duisburg-Hamborn, wo Hermann eine Anstellung als Maurer erhält. Sie haben fünf Kinder: Hermann- Franz stirbt im Alter von 23 Jahren. Genovefa, das zweite Kind, wird über 80 Jahre alt. Gertrud, Otto-Karl und Robert werden in Essen-Altenessen geboren. Christopf heiratet Katharina Wiemann. Sie haben zwei Töchter (Ein Sohn wird tot geboren).
Stammbäume
Der ursprüngliche Sinn der Familienforschung ist ja nicht nur die Geschichte der Familie zu erforschen, sondern auch herauszufinden, wie alle miteinander verwandt sind. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass alle Jüttemänner in Deutschland (die nicht angeheiratet sind oder adoptiert wurden), untereinander verwandt sind.
Alle Stammbäume, die noch lebende Personen enthalten, sind nicht abrufbar.
Stammbäume in digitalisierter Form (je nach Familienlinien aufgegliedert):
- Stammbaum 14. Jahrhundert – 17.Jahrhundert
- Stammbaum 17.Jahrhundert, Bischofferode
- Gutsherrenlinie im 18.Jahrhundert, Bischofferode
- Kammüllerlinie im 18.Jahrhundert, Bischofferode
- Leineweberlinie im 18.Jahrhundert, Bischofferode
- Gutsherrenlinie 19. – 21. Jahrhundert (nicht frei verfügbar)
- Kammüllerlinie – Zweig der Ackersmänner 19.Jahrhundert, Bischofferode
- Kammüllerlinie – Zweig der Schmiede 19.Jahrhundert, Bischofferode
- Kammüllerlinie – Zweig der Zimmermänner 18. – 19.Jahrhundert, Bischofferode
Und dann gibt es noch drei Stammbäume, die aufgrund mangelnder Daten noch nicht eingeordnet werden konnten:
- Linie Preußisch-Eylau (nicht frei verfügbar)
- Linie Haynrode (nicht frei verfügbar)
- Linie Würselen (nicht frei verfügbar)
- Linie USA 20. Jahrhundert (Lake Mahopac, NY)
Folgende Personen konnten bislang noch nicht eingeordnet werden:
- Peter Wilhelm Jüttemann (* 5. Oktober 1777 in Plettenberg)
Eltern: Johann Christoffel Jüttemann verh. mit Gertraud Tusch - Fritz Jüttemann (* 5.4.1890, ± Okt. 1964 USA)
Eltern: unbekannt, verh. mit Toni Jüttemann, geb. Reil - Hans Jüttemann (* 4.2.1911 in Magdeburg, ± 22.9.1941 Ostfront)
Eltern: Johannes Jüttemann, Reichsbahnarbeiter und Elisabeth Walek, Helmstedter Str. 19 H III, Magdeburg (lebten noch 1930) - Walter Karl Gustav Jüttemann (* 07.07.1922 Dortmund, ± 04.01.1944 Ostfront)
Eltern: Wilhelm Friedrich Jüttemann, Reserve-Lokführer und Anna Minna Martha Picht, Scharnhorststr. 52, Dortmund
Gefallene und Kriegsgräber
Fotos vom Gefallenen-Denkmal Bischofferode:
Folgende weitere Opfer der Weltkriege und ihre Gräber sind uns bekannt:
Alfred Jüttemann, * 17.1.1927 Haynrode, ± 1.12.1944 vermisst (Herkunft uns unbekannt) |
Eduard Jüttemann, * 4.07.1917, ± 1.1.1943 Stalingrad vermisst (Herkunft uns unbekannt) |
Erich Jüttemann, * 19.8.1903 Remscheid, ± 31.7.1943 |
Kriegsgrab: Remscheid-Südfriedhof Bliedinghausen Block B Reihe 3 Grab 27 (Herkunft uns unbekannt) |
Hermann Jüttemann, Hauptfeldwebel, *2.5.1917 Bischofferode, ± 10.8.1941 Wjashischtsche |
Kriegsgrab: Nowgorod – Sammelfriedhof (Rußland) . Block 11 Reihe 15 Grab 662 (im Stammbaum) |
Hans Jüttemann, Schütze * 4.2.1911 Magdeburg, ± 22.9.1941 um 4 Uhr Gluchowo (Ostfront) |
Kriegsgrab: Narva, “ Friedhof Hungerburger Str.“ – in Estland Eltern: Johannes Jüttemann, Reichsbahnarbeiter und Elisabeth Walek, Helmstedter Str. 19, Magdeburg |
Reinhold August Jüttemann, Unteroffizier * 7.12.1896, ± 4.10.1944 |
Kriegsgrab: Kriegsgräberstätte Ysselsteyn – in Niederlande, unter den Unbekannren. (Herkunft uns unbekannt) |
Walter Jüttemann, Unteroffizier * 29.8.1907 Berlin , ± 31.3.1943 Warschau |
Kriegsgrab: Kriegsgräberstätte Joachimov-Mogily – in Polen, Tafel 4 Reihe 5 Grab 16 (im Stammbaum) |
Heinrich Jüttemann, Unteroffizier *10.6.1921 Bischofferode, ± 4.4.1945 2km östlich von Brezovo Polje |
Kriegsgrab: Brezovo-Polje – in Bosnien-Herzegowina (im Stammbaum) |
Robert Jüttemann, Schütze, *24.07.1923 Bischofferode, ± 24.08.1943 – 08.02.1944 Petropawlowka |
Grab unbekannt, wird aber um Petropawlowka / Taganrog – Rußland vermutet (Herkunft uns unbekannt) |
Walter Karl Gustav Jüttemann, Leutnant, * 07.07.1922 Dortmund, ± 04.01.1944 nähe Gubiza |
Grab unbekannt, wird aber um Schumilino – Weißrußland vermutet Eltern: Wilhelm Friedrich Jüttemann, Reserve-Lokführer und Anna Minna Martha Picht, Scharnhorststr. 52, DO |
Georg Jüttemann, Musketier, * 18.2.1898, Geibsdorf/Lauban, ± 3.4.1918, Puisieux (Herkunft uns unbekannt) |
Foto: Kirche von Geibsdorf, April 2013 Foto: Ortsansicht von Geibsdorf, April 2013 |
Quellen:
[1] Im Leichenbuch ist belegt, dass Magister Johann Jüttemann für den verstorbenen Adam Pausswange (*19.6.1621) in Zerbst am 1665 ein Todengedicht verfasst. Ebenfalls belegt ist ein Todesgedicht von Johann für Hedwig Elisabeth von Rochow (*18.10.1642), dass er zur Beerdigung am 31.3.1664 in Grimma vortrug.
[2] Im Verzeichnis der in dem a.d. Winckelschen Familienarchiv befindlichen Leichenreden ist der Todestag der „bürgerlichen Person“ Juettemann, Johann, Pastor, + 23. März 1676 in der Provinz Sachsen enthalten. Deutscher Herold, 4/1912
Herkunft ähnlicher Familiennamen
1. (für Jütter/Jüttermann): Ableitung vom Strandräuber und Strandpiraten „jütter“
Jütter, Jüttermann und Jütten stammen alle aus dem nördlichen Rheinland bzw. Münsterland.
In Holland gibt es die Vokabeln jütter für Strandräuber und jütten für Strandgut. Vielleicht
könnte man die Namen hiervon ableiten. Da ihre Zahl im Großen und Ganzen nicht sehr groß ist, kann man auch auf eine Metronymika schließen, denn durch Westfalen und durchs Rheinland sind auch Eudusen gewandert. Daruf würde auch der Name Jüttemeier schließen; er kommt aus der Aachener Gegend. Hierzu Klaus Jüttermann (Bocholt): „Jüttermann ist im Bezug auf Jütter oder Jüttertje zu sehen, wobei Jütter auf einen friesischen / altfriesischen Stamm zurückgeht und einen Strandläufer oder Standpiraten bezeichnet, jemanden der am Strand angeschwemmtes Strandgut sammelte oder gestrandete Schiffe geplündert hat (…): Noch heute wird auf den friesischen Inseln ein Schnaps gebraut der „Het Jüttertje“ heisst und es gibt auch diverse gastronomische Verbindungen ( Kneipennamen, Speisen, etc.)“. Wahrscheinlich für Jütten, Jütter, Jüttermann, evtl. für Jüttemeier.
Das rheinische Wörterbuch der Universität Trier kennt noch weitere umgangssprachliche Verwendungen für den Namen Jütte: 1. Kurzform für Judith, Jutta, 2. verächtliches, albernes, leichtsinniges Weibsbild (Gummersbach), 3. Dreizahn zum Auflockern des Gartenbeetes (Viersen), 4. taub, schwerhörig, langsame, beschränkte Person (Kämpen) oder 5. Tabakpfeife (vgl. Gütze)
2. (für Jüttner): Ableitung vom Beruf des Joppenmachers
Ähnliche Namen wie Jüttner oder Jüptner kommen mit großer Wahrscheinlichkeit vom Beruf des Joppenmachers. Ihre Ausbreitung über Deutschland ist gleichmäßig (in Namensträger pro Postleitzahlenregion gemessen) und ihre Zahl ist sehr hoch (ca. 3000 Personen pro Name). Ursprung könnte hier Schlesien sein.
3. (für Jütersonke): Ableitung von der slawischen Morgensonne
Der Familienname Jütersonke stammt vermutlich vom slawischen Begriff „jutrzenka“ für Morgenstern. Sehr wahrscheinlich für Jütersonke, evtl. für Jüterbog und Jütchendorf
Ortsnamen, die auf Jüt beginnen:
- Jützenbach (wenige Kilometer von Bischofferode entfernt, im Eichsfeld)
Eine Verbindung zu dem Volksstamm der Juthungen wird angenommen - Jütrichau (zwischen Dessau und Zerbst in Sachsen-Anhalt)
Der Name geht auf slawisch Juterchoow zurück. - Jütchendorf (südlich von Berlin, bei Ludwigsfelde)
Der Ortsname hat wohl auch slawischen Ursprung
Eine andere Bedeutung des Präfixes Jütt ist in der Seglersprache zu finden:
„Jütt – Bei einem Klappmast als Winkelhebel auf den Mastfuß gesetzte Spiere von der Länge der Vorsegelbasis, an der zum Mastlegen das Vorstag angeschlagen wird, während gleichzeitig eine Talje die Verbindung zum Bugbeschlag herstellt.“
In plattdeutschen Dialekten gibt es „jütt“ für „gibt/geben“. Ebenso ist „Jütt“ als Schimpfwort für ein „einfältiges, albernes Frauenzimmer“ überliefert.