Lebenslauf
Gerd Jüttemann war als Psychologe vor allem durch seine Arbeiten in der Methodologie und theoretischen Psychologie bekannt. Geboren am 7. Dezember 1933 in Oberhausen, studierte Jüttemann Psychologie an den Universitäten Bonn und Innsbruck. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als klinischer Psychologe, bevor er sich auf die Wissenschaft und Forschung konzentrierte. 1968 promovierte er in Kiel und erhielt 1972 eine Professur für Psychologie an der Technischen Universität Berlin, die er bis zu seiner Emeritierung 1999 innehatte.
Jüttemann gilt als Pionier der „Qualitativen Psychologie“, einem Ansatz, der sich von der dominierenden experimentellen und quantitativen Orientierung der Psychologie abhebt. Er betonte die Bedeutung der qualitativen Methoden, insbesondere der Einzelfallanalyse und der biografischen Methode, um die komplexen, subjektiven Erlebnisse von Individuen besser zu verstehen. Dabei entwickelte er die „Komparative Kasuistik“, ein Verfahren zur systematischen und vergleichenden Analyse individueller Fallstudien.
Seine Arbeiten umfassen ein breites Spektrum psychologischer Themen, darunter Persönlichkeitsforschung, Entwicklungstheorie und kulturpsychologische Ansätze. Jüttemann war nicht nur als Forscher, sondern auch als Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher und Artikel aktiv. Zudem gründete er die Zeitschrift „Journal für Psychologie“ und ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Qualitative Psychologie.
Jüttemann engagierte sich bis zu seinem Tod 2023 in der psychologischen Forschung und veröffentlicht regelmäßig neue Arbeiten. Sein interdisziplinärer Ansatz und seine kritische Haltung gegenüber traditionellen, experimentellen Methoden haben die Psychologie in Deutschland nachhaltig beeinflusst und die Diskussion über qualitative Methoden in der psychologischen Forschung angeregt.